Speisefrühkartoffelvermarktung: Festschaligkeit auf dem Prüfstand

Am 10. August trafen sich in Bonn die Mitglieder der Bundesvereinigung Erzeugergemeinschaften Kartoffeln zur Mitgliederversammlung anlässlich des Saisonendes der Frühkartoffelvermarktung. Bei der Analyse des Marktverlaufs kam vor allem die vor 4 Jahren begonnene Offensive zur Qualitätssicherung  mit festschaligen Speisefrühkartoffeln schlecht weg. Seit Jahren führen die Speisefrühkartoffel‐Erzeuger zeitig reifefördernde Maßnahmen durch, um dem Fach‐ und Lebensmitteleinzelhandel ab Mitte Juni festschalige Frühkartoffeln anbieten zu können. Für die Landwirte bedeutet dies den Verzicht auf 10 wertvolle Vermarktungstage im Juni und auf höhere Erträge und letztlich also auf höhere Erlöse.  Als Gegenleistung hatte man sich dafür ab der zweiten Juni‐Hälfte einen schnelleren Sortimentswechsel im LEH auf deutsche Ware erhofft. Dieser wird aber nach wie vor nur in einigen Discountern vollzogen. Vor allem Vollsortimenter ziehen nicht mit. Der deutsche Frühkartoffelanbau hat dadurch Marktanteile verloren und insbesondere im größten Kartoffelbundesland Niedersachsen kommen dadurch für einen Großteil der Frühkartoffelproduktion kaum noch kostendeckende Preise an.

Profit ziehen daraus Anbieter von Kartoffeln aus dem Mittelmeerraum, denen der hiesige Handel mit relativ hohen Preisen nicht nur den langen Transportweg sondern zum Teil auch noch die wochenlange Überdauerung in  Hafenlägern finanziert.   Der Vorsitzende Alois Keutmann: „Es ist ein Unding, dass reife und schalenfeste Speisefrühkartoffeln in Niedersachsen schon seit 6 Wochen auf Käufer warten müssen, obwohl der Verbraucher längst von deren Frische hätte profitieren können.  Jetzt müssen sie zum Teil anderweitig entsorgt werden“. Das sture Festhalten an liebgewonnen und bequemen Vermarktungsstrategien lässt keine Verantwortung für die hiesige Nahrungsmittelproduktion erkennen. Über die Produktionsumstellung z.B. auf Energiepflanzen braucht sich da niemand zu wundern. Keutmann: „Die Forderungen nach Qualitätssicherung und Regionalität sind scheinbar nur Lippenbekenntisse und scheinheilig.“ Dass die Qualitätsoffensive vom LEH honoriert würde, können Vertreter von Erzeugergemeinschaften nicht einhellig bestätigen, wie es andere Branchenvertreter jüngst  in Pressemitteilungen verlautbarten. 

Kontakt:

Christoph Hambloch
Bundesvereinigung Erzeugergemeinschaften Kartoffeln
Dreizehnmorgenweg 10
53175 Bonn

Tel: 0228 33805352
info@bundesvereinigung‐kartoffeln.de

PM_Speisefruehkartoffeln_Festschaligkeit_auf_dem_Pruefstand_11_08_2011.pdf (111,7 KiB)

Zurück